Onleica - ein Rückblick

5 Dinge die wir in 5 Tagen Onleica gelernt haben…

Der Rahmen

Es war Freitag der 13.03.2020. Bundesweit wurden gerade die Schulen dichtgemacht, die ersten Ländern verhängten Einreiseverbote und die ganze Welt steuert in wahrscheinlich größten Krise seit Generationen. Selbst jetzt ist das Ende der Krise noch nicht wirklich in Sicht. Von einem Projekt, dass genau an diesem Tag anfing, soll trotzdem kurz berichtet werden. Denn am Abend des 13.03.2020 klingelte mein Handy und Jonas Schilke fragte, ob ich Lust auf ein neues Projekt habe.

Planen

Die Tage danach wird sich getroffen, so lange es noch möglich war. Für was könnte diese Krise eine Chance sein? Was könnte man machen, um die Zeit irgendwie sinnvoll zu gestalten? Wofür entsteht jetzt vielleicht Bedarf? Klar, es sind viele Vermutungen, ungenaue Antworten. Aber bald werden alle länger zuhause sitzen, in Gemeinden und GJW‘s wird nichts stattfinden dürfen. Warum nicht dann auf etwas setzen, womit man seine Zeit sinnvoll nutzen kann? Ein M-Kurs oder eine Juleica für Zuhause müsste her - aber läuft so etwas wirklich noch? Auf der anderen Seite: why not? Alle haben Zeit und ein Blick in sozialen Netzwerke reichte, um die Geburtsstunde der Digitalen Kirche zu erahnen. 
Jonas trug die Idee einer digitalen Juleica Schulung schon lange mit sich rum. Es gab also erste Gedanken, wie man es aufbauen könnte und wir konnten lebhaft darüber diskutieren. Leute mussten zusammengebracht werden, alles sollte kostenlos sein inkl. einem Werbekonzept das 100% digital ist und innerhalb von zwei Wochen greift. Ganz zu schweigen von einer Internetseite und rechtlichen Rahmbedingen die Klärung bedurften.

Abheben

Wie das manchmal so ist: wenn eine neue Idee Fahrt aufnimmt, finden sich auch die Leute. Grafiker, Programmierer, Texter unter unglaublich viel Arbeit und Vision geleitet von Jonas Schilke. Onleica soll das Ganze heißen, eine Struktur der Woche wird geschaffen, die freie URL gekauft, ebenso die große Zoom Lizenz und erste Referenten werden angefragt. Montagabend dann (ja, alles in 4 Tagen) die Entscheidung, dass es wirklich losgeht. Die nächsten 2 Wochen wird intensiv weitergearbeitet, aber am 30.03.2020 um 9 Uhr geht Onleica mit 215 Anmeldungen los. Und nun, nach getaner Arbeit, für Dinge, die wir gelernt haben.

Reflektieren  

1. Einfach mal machen

Vielleicht wirkt es nicht immer so, aber eigentlich biete sich der Baptismus wie keiner andere Konfession dazu an, einfach mal sein Ding zu machen. Mag sein, dass wir das oft negativ empfinden, wenn jede Gemeinde ihr eigenes Ding macht, aber wenn man schnell mit einem Projekt durchstarten will, gibt es kaum eine bessere Konfession, als den BEFG. Einfach mal machen und nicht darauf warten, bis auch der letzte Zweifler mit an Bord ist, bis auch das letzte Gremium zugestimmt hat. Wahrscheinlich war gerade für mich, dass auch schon die größte Lehre: mal nicht gleich Bedenken äußern, nicht auf Strukturen und Vorgehensweisen pochen, sondern die Chance am Schopfe packen und den Moment nutzen.

2. Nutze dein Netzwerk 

Wir alle kennen Leute. Vor allem gibt es in unseren Gemeinden unglaublich viel Talent, unglaubliche viele fähige Menschen. Warum also nicht nutzen, was da ist? Warum nicht die zusammenbringen, die eh schon digital unterwegs sind? Ganz konkret bei Onleica waren das zwei Jungs aus der VIWA Jugendgruppe,die via Wordpress eine Internetseite auf die Beine gestellt haben. Dann noch tolle Referenten aus dem Netzwerk unseres Bundes, die ebenso schnell und freudig zusagten. Ich glaube, die Menschen in unseren Gemeinden sind viel agiler, als wir manchmal denken und haben einfach auch mal Bock auf ein bisschen Pionierarbeit. Wichtig waren in diesem Schritt aber auch alle Multiplikatoren, die gratis ihre Reichweite für Onleica zur Verfügung stellte. Insbesondere: FEG Jugend, EC Niedersachsen, CVJM Bayern, BFP, BPS, Royal Ranger, Dran und Teensmag. Und mit ca. 50% baptistischen Teilnehmenden natürlich alle GJW‘s und unsere Gemeinden. Vielleicht wird es hier noch einmal deutlich: Wir können viel mehr, als wir manchmal glauben und wir sind viel begeisterungsfähiger, als wir oft zugeben wollen.

3. Bleib mutig

Erst einmal: niemand wollte uns wirklich etwas Böses. In den allermeisten Gesprächen war Begeisterung und Wertschätzung zu spüren. Aber jedes neue Projekt bringt auch neue Fragen mit sich und ebenso neue Kritik. Sei es, dass es manchem zu schnell ging, dass die Kursinhalte nicht demokratisch festgelegt wurde oder dass die eigenen M-Kurse damit in Gefahr geraten würden. Auch Fragen nach der Anerkennung der JULEICA wurden laut, Rechtschreibfehler auf der Internetseite, Bedenken beim Thema Datenschutz, die Auswahl der Referenten, zu wenige Frauen im Team und wo war eigentlich die geschlechtergerechte Sprache…
Bei allem Verständnis für manche Kritik und Anfragen: nichts klappt einfach so, vor allem nichts, was noch keiner gemacht hat. Wir haben das einfach akzeptiert und mit vier Referenten und einem Instagrampost ging www.onleica.de los – dafür braucht es einfach Mut und Zuversicht. 

4. Lerne stetig Tag dazu 

Wenn man etwas vorher noch nie gemacht hat, ist alles neu und spannend. Aber auch oft nicht so gut, wie es noch werden könnte. Daher haben wir versucht, alles festzuhalten, was wir wirklich gelernt haben. Und das bedeutet auch, Fehler machen zu dürfen, denn aus ihnen lernt man am meisten. Ein paar Beispiele: 

  • Entscheide dich für die beste Software, nutze das, was alle nutzen. Bei uns war es durch die Kleingruppenfunktion die Software Zoom.
  • Biete alle kostenlos an und so transparent wie möglich an.
  • Gestalte die Anmeldung einfach. Das heißt: eine Seite, ein Formular und eine Bestätigungsmail. 
  • Hab Texte, Fotos, Videos für die Werbung zentral online, für alle griffbereit. 
  • Bereite ebenso Ordner, Abläufe und Fragenbögen zentral vor und lass sie den Referenten via Cloud zukommen.
  • Versuch nicht einzelne Aufgaben abzugeben, sondern eher ganze Aufgabenpakete. Arbeite viel im Team.  
  • Geschafft ist besser als perfekt. Du wirst nicht alles in der Tiefe bearbeiten können, wie es wünschenswert wäre, akzeptiere es. 
  • Halte engen Kontakt zu den Referenten, gerade wenn alles neu ist, ist auch immer viel Unsicherheit da. 
  • Spüre was geht und was nicht geht. Das heißt: Powerpoint läuft mega via Zoom, Videos eher nicht so. Nutze die Kleingruppenfunktion ausgiebig, aber auf Umfragen und weitere digitale Tools verzichte während der Session. Stell den Referenten immer einen Moderator zur Verfügung, welcher den Chat und die Technik im Blick hat. Der Chat ist übrigens sinnvoller, als das Open-Mic. Bau auch bei digitalen Schulungen nötige Pausen ein. Multiple-Choice Test lassen sich recht gut mit Google erstellen. Nutze ein Hashtag für Werbung und ein digitales Wir-Gefühl bei Social Media. Beschränke dich auf Basics und stell das Zentrum in die Mitte, nicht die trennenden Fragen. Sei min 15 Min vorher und nach für Fragen ansprechbar im Chat, referiere nach Möglichkeit nicht im Sitzen, baue durch persönliche Beispiele Bindung auf und hab immer dein Mail- und Instagrampostfach für Rückfragen im Blick. Speicher die Fragen und deine Antworten, denn daraus entsteht ein FAQ Bereich auf deiner Internetseite.
  • Finde Partner, die das können, was du nicht kannst. Zum Beispiel Geld einsetzen, Zertifikate ausstellen oder Briefe verschicken. 
  • Akzeptiere immer auch ein Nein, aber halte dich an die, die Ja sagen. 
  • Gibt es ungelöste Probleme, kommuniziere sie offen und transparent. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Ehrlichkeit. 
  • Teile dein Wissen, mit jedem der fragt. Das heißt, lass interessiert Kollegen und Kolleginnen mal in einer Session Mäuschen spielen und lad sie via Link dazu sein. Versuch alle Fragen zu beantworten, stell allen deine Erfahrungen zur Verfügung. 
  • Und wenn Corona mal vorbei ist, dann könnten M-Kurse und Juleica Schulungen sehr sinnvoll aus einer Mischung von digitalen und analogen Einheiten gestaltet werden. Stichwort Hybridschulungen.  

5. Was das für 

Klar, alles geht immer besser, größer und schneller. Aber zwischendurch auch mal über das freuen, was klappt und wo Gott gelingen schenkt. Dankbar sein, dass so viele mitgemachten haben (ca. 170 Teilnehmende haben Onleica erfolgreich abgeschlossen) und so viele begeistert wurden. Und dankbar sein, dass mitten im Corona-Chaos so etwas Segensreiches entstanden ist, bei dem auch ich so viel lernen durfte. Wenn dich noch eine weitere Auswertung mit allen Daten und Fakten interessiert, dann schau doch www.jschilke.de/onleica/ vorbei. 

Ein Artikel von Benedikt Elsner