Foto: Jessica Grove

„Ich habe überlebt“ — Der SifüXhajk an der Granetalsperre

M-Kurs-Abschlusswochenende der Pfadis

vom 29.April bis zum 01.Mai 2017 machten sich sechs motivierte Teilnehmer und zwei Trainer auf den Weg an die Granetalsperre in den Harz. Hier stand im Rahmen des zuvor durchgeführten M-Kurses vom GJW NOS das Abschlusswochenende für die Pfadis auf dem Programm. Der römische Geschichtenschreiber Titus Livius sagte einmal „besser spät als nie“, deshalb könnt ihr nun hier, etwas verspätet, unsere Geschichte von den drei ereignisreichen Tagen lesen:

Der SifüX-Hajk stand schon bevor es wirklich losgehen konnte auf wackeligen Beinen, es war bis kurz vor Beginn nicht klar, ob sich noch genügend Teilnehmer anmelden. Doch eine Woche vorher kam die gute Nachricht, dass noch einige kurzentschlossene, die selbst den SifüX schon einmal mitgemacht haben, mitkommen, um gemeinsam unterwegs zu sein. Das nenne ich mal „Allzeit bereit“! Auch wenn die Mindestanzahl an Teilnehmern nicht erreicht war, haben wir uns dazu entschlossen den Kurs durchzuführen. Im Vorfeld wurden schon fleißig Aufgaben verteilt, wir hatten einen Materialwart, eine Kartografin und ein Team, welches sich um die Verpflegung kümmerte.

Am Samstagmorgen trafen wir uns alle im Pfadihaus der Hannoveraner, um das Gemeinschaftsgepäck zu verteilen. Kothenplanen, Kochutensilien, Essen und zur Sicherheit einen Benzinkocher, falls wir kein offenes Feuer machen können, wurden verstaut. Nun ging die Fahrt im Bulli los. Keine zwei Stunden später sind wir am Ziel angekommen, der Granetalsperre bei Goslar, doch natürlich haben wir etwas vergessen, das Benzin für den Kocher. Kein Problem für Pfadis, eine Gruppe ging vor und fing schon mit der ersten Einheit an und Bettina fuhr zur nächsten Tankstelle und holte Benzin. Der Weg wurde mit Waldläuferzeichen gekennzeichnet, sodass wir uns schnell wiedergefunden hatten.

Foto: Jessica Grove

Der Nachmittag ging schnell dahin, sodass wir uns bald auf die Suche nach einem geeigneten Platz für die Nacht machten. Am zuvor ausfindig gemachten Platz auf der Karte angekommen, stellten wir fest, dass aus der Quelle kaum Wasser floss und wir auch kein offenes Feuer machen konnten, umso besser dass wir noch an das Benzin gedacht haben. Das Wasserproblem ließ sich sehr schnell lösen, denn ein paar Kilometer zuvor sind wir an einem Haus vorbeigekommen. Bepackt mit einigen Wassersäcken gingen zwei von uns zurück.

Wir trafen sehr zuvorkommende, hilfsbereite Menschen die sehr an der Pfadfinderarbeit interessiert waren, sie gaben uns gerne Wasser und boten uns sogar an in ihrer Feuerschale im Garten zu kochen. Dankend machten wir uns wieder auf den Rückweg. Am Lagerplatz angekommen stand schon eine Lok, welche ausreichte, da es noch eine relativ große Schutzhütte gab. Mit viel Wasser im Gepäck bekamen wir sofort die schlechte Nachricht, dass der Kocher ein Leck hat und wir ihn so nicht benutzen können.

Foto: Miriam Leier

Es wurde schon später und für die Nacht waren Temperaturen um die null Grad angesagt, sodass eine warme Mahlzeit im Bauch sehr hilfreich wäre, um sich von innen zu wärmen. Wir beschlossen uns wieder aufzuteilen, die eine Hälfte baute das Lager weiter auf und verstaute alle persönlichen Sachen und die andere Hälfte machte sich mit Wasser, Töpfen und Lebensmitteln auf den Weg zurück zum Haus, um das Angebot im Garten zu kochen, anzunehmen. Wir Anderen warteten, auf Antwort, ob es wirklich in Ordnung sei mit acht Leuten in dem Garten aufzuschlagen. Nach vergeblichem Warten in einer Umgebung, wo kaum Empfang ist, um irgendeine Nachricht zu versenden, machte sich der Rest nun auch auf den Weg.  Gemütlich um die Feuerschale sitzend aßen wir Käsespätzle (mit gaaaaanz viel Käse – 1Kg Käse auf 1 Kg Spätze), natürlich durfte reichlich Paprikagewürz nicht fehlen, und waren glücklich und zufrieden diesen Tag bei einer Einheit so ausklingen zu lassen.

Die Nacht war kalt, doch am Morgen blinzelte schon die Sonne zwischen den Ästen hervor und so langsam krochen alle aus ihrem Unterschlupf. In der Hütte gab es nächtlichen Besuch eines kleinen Nagers, der wie sich nach Recherche herausstellte ein Siebenschläfer gewesen sein muss. Alle Rucksäcke waren zum Glück zu und so konnte uns auch dieser Besuch nicht unsere Vorräte stibitzen. Nachdem alles zusammengepackt war und das Lager, natürlich in einem besseren Zustand als vorgefunden, zurückgelassen wurde, machten wir uns auf die Suche nach einem schönen Platz zum Frühstücken an der Talsperre.

Auf dem Weg um die Talsperre konnten nach und nach weitere Schichten von Jacken ausgezogen werden, da es schön warm wurde. Zwischenzeitlich machten wir immer wieder Rast um die verschiedensten Inhalte durchzugehen und auch auf der Strecke wurde über rechtliche Fallbeispiele diskutiert. Nach einem langen Tag und vielen Kilometern die hinter uns lagen, kamen wir zu einer Quelle mit einem Kneipp-Tretbecken, welches eine gute Erfrischung für die Beine war. Hier konnten wir auch die Nacht über bleiben und schlugen das Lager auf. Feuer machen ging auch, also eine perfekte Umgebung. Schnell stand eine Lokomotive und eine Kröte, die Jungs hatten sich dazu entschlossen, auch bei diesen eisigen Temperaturen unter freiem Himmel zu schlafen, sie bauten sich nur etwas für das Gepäck.

Foto: Miriam Leier

Abends beim Essen saßen wir gemeinsam zusammen und waren schon ein richtig gutes Team. Aus der Ferne hörte man einen Schuss, doch dabei dachten wir uns nichts, denn man hörte aus der Ferne auch Musik, die Walpurgisnacht wird im Harz ja noch traditionell gefeiert. Bei netten Gesprächen, Lagerfeuer und der Geschichte von BP verbrachten wir noch einen schönen Abend und fielen doch sehr früh erschöpft ins Bett.

Am letzten Morgen machten wir uns nach dem Frühstück schnell auf den Weg und räumten alles zusammen. Bei der Einheit Recht und Biwakieren am Vortag haben wir uns auch darüber unterhalten, wie man reagieren könnte, wenn ein Förster kommen sollte. Genau auf diese Probe wurden wir nun gestellt, denn ein wütender Förster kam auf uns zu und fragte, ob wir eine Genehmigung zum Zelten hätten. Er klärte uns auf, dass sie am Vorabend (den Schuss den wir beim Abendessen hörten) unten im Tal ein Wildschwein geschossen haben und es so für uns und auch für die Förster ein Risiko sei, wenn wir hier im Wald sind. Wir versuchten uns zu erklären und kamen noch nicht einmal zum Ausreden, als er fragte, was wir denn seien – Pfadfinder? Grinsend bestätigten wir dies und von ihm kam nur zurück „Ach wenn das so ist, die Pfadfinder haben doch einen guten Ruf und hinterlassen es immer ordentlich. Viel Spaß noch!“ und er fuhr wieder. Wir gingen weiter und kamen am Ende an einen großen Kinder-/Abenteuerspielplatz, wo wir unsere letzte Einheit durchführten und das lange Wochenende mit einem kleinen Gottesdienst beendeten. Wieder am Bulli angekommen waren wir zufrieden die Strecke geschafft zu haben und fielen glücklich in weiche Autositze, was für ein Luxus. Weiterer Luxus erwartete uns bei einem Stopp bei McDonalds, wir sahen wieder richtige Toiletten und sind in der Zivilisation angekommen.

Für einige war dies der erste Hajk, mit vielen neuen Erfahrungen bepackt und neu motiviert, weiter dazu beizutragen, den guten Ruf der Pfadfinder zu erhalten, kehrten wir erschöpft aber glücklich zurück.

Ein Artikel von Jessica Grove