Foto: Hannah Becker

Grüße aus Israel #2

Eindrücke einer Volontärin bei Dienste in Israel

Hannah ist seit vielen Jahren in der Region Nord der Baptistischen Pfadfinderschaft und damit in der Jugendarbeit des GJW NOS engagiert. Nach ihrem Abitur im Frühsommer 2017 entschied sie sich, als Volontärin bei  Dienste in Israel, einer diakonischen Organisation des Bundes evangelisch-freikirchlicher Gemeinden (BEFG), für ein Jahr nach Israel zu gehen. Was sie in der Zeit dort erlebt könnt ihr in monatlichen Berichten hier bei uns nachlesen.

Shabbat Schalom!  

Diesen Gruß benutzt man von Donnerstag bis Samstagabend. Die anderen Tage ist es nur Schalom. Shabbat ist der Ruhetag der Juden – quasi unser Sonntag, nur anders. Die Tage beginnen hier bei Sonnenuntergang. Sprich: der Shabbat beginnt am Freitagabend. Ab Shabbatbeginn ist für Juden jede Art von Arbeit verboten. Um sich richtig auf den Shabbat vorbereiten zu können, erliegt das Leben hier gegen 14.00 oder 15.00 Uhr, je nachdem wann Shabbat beginnt. Dann fahren auch die letzten Busse. Nach Hause kommt man dann erst am Samstagabend.

Es gibt immer Menschen, die dir hier helfen

Der letzte Monat war voller neuer Erfahrungen und ich glaube, ich bin jetzt angekommen. Eine prägende Erfahrung, die mich hier willkommen hieß, hängt mit dem Wort "Balagan" zusammen (Balagan -> Chaos):

Ich war in Jerusalem bei Avital Ben-Chorin, eine sehr bemerkenswerte Frau. Sie und ihr Mann brachten den Jüdisch-Christlichen Dialog in Gang und sorgten für Austauschprogramme u.s.w. Doch um Avital geht es in dieser Erfahrung nicht, sondern um den Rückweg von Jerusalem nach Petach Tikvah. 60 km. Eigentlich eine relativ unkomplizierte Busstrecke. Nur es war 21 Uhr, an einem Tag inmitten der Woche und ich musste am nächsten Tag arbeiten.

Dass die Busse hier bei weitem nicht so sind wie in Deutschland, wurde uns schon gesagt.  Und auch die Buspläne findet man nicht an den Haltestellen, sondern nur bei Google-Maps oder einer App namens "Move it". Um nach Hause zu kommen, musste ich von Avital aus einen Stück zur Tram laufen (es gibt quer durch Jerusalem eine Straßenbahn), dann vier Stationen fahren, an der Central Station umsteigen (5min Umsteigezeit) und dann nach Petach Tikvah. Nun gab es da 3 Probleme: 1. Meinen Orientierungssinn 2. Die nicht vorhandene Pünktlichkeit der Tram und 3. die Tatsache das Google-Maps zu diesem Zeitpunkt auf meinem Handy nicht funktionierte. Ungünstige Kombination. Nachdem ich dann (mit Hilfe einer lieben Frau) die Tram Station erreicht hatte, stand da (manche Stationen haben eine elektrische Anzeigetafel) die Bahn komme in 3 Minuten. Komischerweise stand da nach 12 min immer noch 3 min. Aber immerhin kam sie dann auch irgendwann. Als ich in die Bahn stieg, dachte ich schon, dass ich den Bus verpassen würde. Dummerweise lag ich richtig und ich hatte keinen Plan, wie ich nun nach Hause komme. Man konnte mir meine Verzweiflung wohl ansehen, denn eine Israelin fragte mich, ob es mir denn gut ginge. Nachdem ich ihr meine missliche Lage erklärte, bot sie mir ihre Hilfe an. Sie fragte einige Menschen und nach etwa 10 min waren wir an einer Bushaltestelle, wo gefühlt 20 Busse hintereinander kamen. In den einen hat sie mich reingesteckt und meinte, der fährt Richtung Petach Tikvah. Da war ich also in einem Bus, der wenigstens in die Richtung Petach Tikvah fahren sollte, ohne Plan, wo ich aussteigen soll. Zum Glück waren da noch andere Menschen, die mir ebenfalls ihre Hilfe anboten. U.a. war da ein ultra-orthodoxer Jude, der vor 10 Jahren aus Amerika herkam und deswegen super englisch konnte. Er machte mich mit 3 älteren Frauen bekannt: drei Schwestern, die ihren Papa in Jerusalem besucht hatten. Sie fragten, in welcher Straße ich denn wohnen würde, damit sie mich vielleicht nach Hause bringen könnten. Sie wohnten bei mir in der Nähe und so konnte ich mit ihnen zusammen nach Hause gehen. Ich kam gegen 12 oder 1 Zuhause an und war mega fertig, aber ich hatte eines gelernt: egal, was hier passiert, es gibt immer Menschen, die dir hier helfen.

Besuch im Krankenhaus…

Und so war es dann auch, als 3 von uns in den Kurzurlaub gefahren sind. Relativ spontan sind wir in den Yehudia Nationalpark gefahren (Höhe See Genezert) und hatten dort eine wirklich schöne Zeit. An dem einen Nautura Pool bin ich am Ende des letzten Tages beim Versuch, herauszuklettern, ausgerutscht und schlug mit dem Zahnfleisch auf den einen Stein und mit dem Fuß auf den anderen Stein (man müsste wirklich klettern, um rauszukommen, und ich bin quasi zurückgerutscht). Und wieder wurde uns von so vielen Menschen geholfen. Es war wirklich ein Segen. Am nächsten Tag wurde ich von einer befreundeten Familie des einen Volontärs meiner WG ins Krankenhaus gefahren und dort wunderbar versorgt (Geröntgt etc). Mein Fuß war verstaucht und die Bänder überdehnt, so hat sich der "Urlaub" noch etwas verlängert. Inzwischen geht es meinem Fuß schon deutlich besser.

Foto: Hannah Becker

Foto: Hannah Becker

Das zu den Dingen die eher nicht so gewöhnlich waren. Die mir aber sehr viel Gelassenheit gaben. 

Arbeit, Ulpan, Kibbuz und das Wetter

Auf Arbeit bin ich nun in der aktivsten Klasse und darüber bin ich sehr froh. Hier geht es zwar drunter und drüber, aber ich bin das ja genauso gewohnt. 

Inzwischen fing mein Ulpan (Sprachkurs) an. Dieser ist zweimal die Woche nach der Arbeit.

Ich arbeite von 8 bis 16 Uhr. Der Ulpan startet um 17.30 und geht vier Stunden. Da dieser aber in Tel Aviv ist und ich da mit dem Bus hinfahren muss, (das dauert mit dem Bus ca. 1 Stunde, bei viel Verkehr 1.30 Stunde) habe ich quasi den ganzen Tag voll zu tun und das jeden Sonn- und Dienstag, für die nächsten 5 Monate. Ich lerne aber immer mehr und so langsam kann ich den Hachnichrim sagen, was sie tun sollen.

Foto: Hannah Becker

Foto: Hannah Becker

Am letzten Wochenende waren wir auf einem Seminar von Hagoshrim. Dort verteilten wir am See Genezareth und bräuchten zum Strand ganze 2 min. Wir waren aber nicht nur im Wasser. Das wohl interessanteste war ein Vortrag von Ruben Barak, einem ehemaligen Kibbuzmitglied. Er ist dort aufgewachsen und hat dann das Kibbuz verlassen, um in Deutschland zu studieren. Inzwischen ist er Reiseleiter in Israel und hat uns am nächsten Tag sein Kibbuz gezeigt. Es ist interessant, zu hören, wie es früher war, und zu sehen, wie es heute ist. Ein Kibbuz ist kommunistisch aufgebaut und versorgte sich früher selbst. Jeder hat jede Arbeit gemacht und die Kinder wohnten alle in einem Heim. Die Eltern dürften sie zwar besuchen, aber sie schliefen da.

An das Wetter kann man sich irgendwie nicht so gewöhnen. Es ist immer heiß und als Mitteldeutsche vermisse ich die Abkühlung, die nach min. 2 Tagen Hitze kommt.  Anderseits weiß man IMMER, wie das Wetter wird...

Diese Woche ist hier Rosch Hashanah. Das ist das jüdische Neujahr. Und dann haben wir erstmal 3 Tage – und dann nochmal eine Woche frei. Also an Überarbeitung werde ich nicht leiden. Ich bin sehr gespannt, auf das Neujahrsfest und freue mich, dass ich hier so viele Erlebnisse sammeln darf!  

Ich gehe jetzt mit Gelassenheit ins neue Jahr und freue mich auf die nächsten Abenteuer! 

Liebe Grüße 

Hannah

PS: Auf den Bilder erhaltet ihr wieder ein paar Eindrücke: Unser Schlafplatz beim Kurzurlaub// Eindrücke vom Yehudia Park// Eine Statur von Simon Petrus und Jesus "Hast du mich lieb?"

PPS: hier ist noch ein israelisches Lied, dass euch sicherlich bekannt vorkommen sollte. Ihr müsst das Video dazu gucken!

Über Dienste in Israel

Weitere Infos zum Voluntariat bei Dienste in Israel findet ihr hier.